Deutsche Finanzinstitute finden zunehmend Gefallen an Blockchain-Lösungen: Die Dekabank etwa möchte 2024 eine Tokenisierungsplattform lancieren, die Anlegern das Investieren in blockchainbasierte Anleihen, Aktien und Fonds vereinfachen soll. Und auch die Deutsche Bank hat laut Bloomberg im Juni bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) eine Lizenz für die Verwahrung digitaler Vermögenswerte wie Kryptowährungen oder Blockchain-Anleihen beantragt.
Philipp Sandner, Professor an der Frankfurt School und Gründer des dortigen Blockchain Center, sagt, dass sich traditionelle Finanzanbieter in den vergangenen Jahren den Blockchain-Themen konzeptionell angenähert haben: „Die Banken haben erkannt, dass die Blockchain-Technologie eine Chance für ihr Geschäftsmodell bedeuten kann.“
Obwohl eine Blockchain-Anlage in ihrem Grundgedanken eine direkte Vermittlung zwischen Emittent und Investor anstrebe, könne es in der Realität durchaus einen Platz für Intermediäre wie Banken geben: dann nämlich, wenn sie Schnittstellenlösungen schaffen und ihren Kunden bequeme Einstiegsmöglichkeiten in Kryptoinvestitionen ermöglichen.
Skepsis in der Industrie
Angetrieben werde diese Entwicklung laut Sandner auch durch die MiCA-Verordnung, die bis 2025 vollständig in Kraft sein soll. Der harmonisierte EU-Regulierungsrahmen für Kryptowerte verschaffe der Branche zusätzliche Glaubwürdigkeit. Viele Projekte steckten gemäß Sandner zwar noch in den Kinderschuhen. Doch der Professor der Frankfurt School erwartet, dass deutsche Finanzanbieter in den nächsten zwei bis drei Jahren massentaugliche Lösungen für Anleger anbieten werden.
Gleichzeitig nimmt Sandner im Austausch mit vielen deutschen Industrieunternehmen nach wie vor eine Skepsis gegenüber blockchainbasierten Lösungen wahr. Die Ausnahme sei Siemens: Der Münchener Technologiekonzern hat im Februar eine digitale Anleihe mit einem Volumen von 60 Millionen Euro und einer Laufzeit von einem Jahr auf einer öffentlichen Blockchain ausgegeben.
Dadurch habe sich der Clearingprozess effizienter gestaltet, erzählt ein Siemens-Vertreter Mitte Juli bei der Digital Securities and Tokenization Conference in Frankfurt: Während eine Anleihenemission über ein zentrales Clearing mindestens acht Tage dauere, konnte der Münchner Technologiekonzern seinen Blockchain-Bond in zwei Tagen auf den Markt bringen.
Als Nachteil wird bei der Konferenz von mehreren Teilnehmern jedoch bemerkt, dass Blockchain-Anleihen gegenüber herkömmlichen Anleihen eine geringere Liquidität aufwiesen – wenn größere Finanzhäuser keine Lizenz zum Erwerb digitaler Vermögenswerte besäßen, drücke sich das in einer gehemmten Nachfrage nach den Blockchain-Wertpapieren aus.
Was erklärt die unterschiedlichen Entwicklungsstände bei der Anwendung der Blockchain? Laut Philipp Sandner spielen Einzelpersonen bei der Adaption von Blockchain-Systemen in Unternehmen eine entscheidende Rolle. „Wenn es innerhalb einer Organisation Personen gibt, die das Thema verstanden haben, werden diese auch versuchen, die Blockchain für ihr Unternehmen zu nutzen.“ Hinsichtlich der Aufklärung für die Funktionsweise der Blockchain sieht Sandner noch Aufholbedarf in der Privatwirtschaft.
Author: Nancy Mason
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